HIFI-GESCHICHTE(N)
VON OER A U Ü iO -C O BIS ZUR D V O -A ü O iO UNO SACO
Nach dem Siegeszug der Audio-CD hat es nicht an Versuchen gefehlt,
die Auflösung der Silberscheiben zu steigern. Verfolgen Sie mit uns
den Weg der Silberlinge bis hin zu den neuen, DVD-basierten Medien -
mit all seinen politischen Querelen
von Ulrich Wienforth
High Ender haben sich mit der CD in ihrer
ursprünglichen Form nie recht anfreunden
können. Lag es an der 16-Bit-Auflösung, die
gerade mal gut 90 dB Dynamik zwischen dem
lautesten und dem leisesten Signal zulässt?
Oder am 44,1-Kilohertz-Takt, der den Fre-
quenzbereich jäh bei 20 Kilohertz abschnei-
det? Erste Versuche, diese Grenzen des CD-
Standards zu sprengen, setzten auf der Wie-
dergabeseite an: 1988 kamen die ersten Player
mit 18-Bit-Wandler und Achtfach-Oversam-
pling. Durch Interpolation wurden Zwi-
schenwerte errechnet und so die Auflösung
künstlich erhöht. 1992 setzten dann auch auf
der Studioseite Maßnahmen zur Qualitäts-
verbesserung ein. Das Aufnahme-Equipment
arbeitete längst mit 20,21 oder gar 24 Bit, um
genügend Aussteuerungsreserve zu haben.
Doch selbst nach Abzug dieses „Headroom“
blieb meist noch mehr Auflösung, als das CD-
System transportieren konnte. Sony ersann
deshalb das „Super Bit Mapping“ - ein Da-
tenreduktionsverfahren, das nicht einfach die
untersten Bits abschnitt, sondern das Signal
so optimierte, dass möglichst viel von der ur-
sprünglichen Auflösung ins 16-Bit-Format
herübergerettet wurde.
CDs mit echter 20-Bit-Auflösung machte
erstmals das HDCD-Verfahren möglich, das
Pacific Microsonics 1993 vorstellte: „High
Definition Compatible Digital“. Dabei arbei-
ten ein Encoder im Studio und ein Decoder
im CD-Player zusammen, und sie verständi-
gen sich über winzige Steuerinformationen,
die im Audio-Bitstrom versteckt sind. In den
Genuss der höheren Auflösung kam man also
nur mit speziellen, HDCD-tauglichen Play-
ern, aber auf allen anderen CD-Spielern lie-
fen die Scheiben problemlos mit 16-Bit-Auf-
lösung. Das Verfahren wird bis heute in diver-
sen Playern angewandt - den großen Durch-
bruch brachte es freilich nicht. Der würde
sich wohl nur erreichen lassen, wenn man
sich vom Korsett des CD-Standards verab-
schiedet - dachte sich Pioneer und schlug
1994 eine „Super CD“ mit 96 kHz Takt bei 37
M inuten Spielzeit vor. Pioneer hatte ja schon
bei den DAT-Recordern diesen 96-Kilohertz-
Modus als Option eingeführt. Doch die Su-
per-CD hatte keine Chance.
Erst als die neuen, dichter beschriebenen
Scheiben am Horizont auftauchten, keimte
die Hoffnung, auch bei der Audio-Auflösung
* *
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zu einem Quantensprung ansetzen zu kön-
nen. In erster Linie waren die neuen Discs
natürlich fürs Bewegtbild gedacht. Doch be-
vor das, was wir heute DVD-Video nennen, in
Serie gehen konnte, spielte sich erst mal das
übliche Schaulaufen der Elektronikgiganten
ab. So stellten auf der IFA 1995 Sony und Phi-
lips ihre „Multimedia CD“ vor - Panasonic,
Toshiba und Pioneer hielten mit ihrer „Super
Density Disc“ (SD) dagegen. Beide Scheiben
hatten ähnliche Eigenschaften, waren aber
nicht miteinander kompatibel. Doch schon
Ende 1995 einigten sich die beiden Lager auf
die „Digital Versatile Disc“, wie wir sie heute
kennen. Allerdings bezog sich dieser Standard
nur auf die DVD-Video. Gleichwohl enthielt
er bereits die Option, Audiosignale mit bis zu
24 Bit und 96 Kilohertz Takt zu speichern.
Tatsächlich brachten einige audiophile Labels
Zweikanalaufnahmen im Format 24/96 auf
DVD-Video-Basis. Sie nannten sich „Digital
Audio Disc“, und sie liefen immerhin auf je-
dem DVD-Player, auch wenn zu dieser Zeit
nur wenige Geräte über 24/96-Wandler ver-
fügten. Eigentlich hätte sich dieses Format
etablieren können - wäre da nicht das Thema
„Musik in Mehrkanaltechnik“ aufgetaucht.
Inspiriert vom 5.1 -Filmton, wollte die Musik-
industrie auch reine Musikaufnahmen in
Surroundtechnik produzieren, und zwar mit
sechs hochauflösenden Kanälen. Doch für
sechs mal 24 Bit mal 96 Kilohertz reichte die
maximale Abtastrate des DVD-Video-Stan-
dards nicht aus, und außerdem hätte diese
„Oie Super-CD kommt," titelten wir im März 1996.
Ein bisschen hat es dann doch noch gedauert
22
30 JAHRE STEREO